Tjorg Douglas Beer : Future Islands

Atelier- und Galeriehaus Defet Gustav-Adolf-Str. 33, 90439 Nürnberg
Eröffnung: Samstag, 14. Mai 2011, 20.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 15. Mai 2011 bis 30. Juli 2011
Einführung: Manfred Rothenberger und Tjorg Douglas Beer

Tjorg Douglas Beer wurde 1973 in Lübeck geboren und studierte in Hamburg an der Hochschule für Bildende Künste. Seitdem wurde seine Arbeit in zahlreichen internationalen Museen und Galerien gezeigt, unter anderem im Kunstverein Hamburg; Neues Museum Weserburg, Bremen; Kunsthalle Wien; Timothy Taylor Gallery, London; Tate Modern, London; X-Initiative, New York; Hokkaido Museum of Modern Art, Sapporo; Kunstraum Innsbruck; Stadsgalerij Heerlen und bei Mitchell-Innes & Nash, New York.

Neben seiner eigenen künstlerischen Arbeit ist Beer in den letzten Jahren immer wieder als leidenschaftlicher Netzwerker und Initiator von Projekten wie »GALERIE IM REGIERUNGS-VIERTEL BERLIN, THE FORGOTTEN BAR« und »AYRAN & YOGA – The 1st Berlin Kreuz-berg Biennale 2010« in Erscheinung getreten.

Das künstlerische Werk von Tjorg Douglas Beer behandelt – ohne zu moralisieren – Themen wie Krieg, Armut und Not. Beers Installationen, Skulpturen, Collagen und Malereien entfalten dabei ein reichhaltiges Netz aus Bezügen, das von historischen Zitaten, Trash-Ästhetik und ironischer Theatralik bis zu klassischen Themen und Motiven der Kunstgeschichte reicht.

Auch Beers Installation »Future Islands« ist solch ein provisorisch montiertes Universum, eine Drehbühne gesellschaftlicher Schief- und Randlagen, ein Szenario mit Schiffbrüchigen auf einer Insel oder im Ausstellungsraum Gestrandeten, ein von den Lichtblitzen eines Stroboskops zerhackter Globalisierungsabgesang, eine dunkle Farce, die William Goldings negative Gesellschaftsutopie »Lord of the Flies« ebenso ins Gedächtnis ruft wie Tadeusz Kantors »Theater des Todes«.

Die Figuren, mit denen Tjorg Douglas Beer den Ausstellungsraum besetzt – glasierte Keramikskulpturen, Abformungen der kränklich-blassen Antlitze von Kinder-Schaufensterpuppen – sind desperate Repräsentanten eines verloren gegangenen Kampfes, desillusionierte Vertreter utopischer Denkweisen, eine eigentümliche Mischung aus kindlicher Unschuld und menschlicher Verwahrlosung.

Beers Präsentationsweise irritiert jene Sichtweisen, die einen definitiven Überblick zu garantieren scheinen. Seine Installationen sind chaotisch anmutende Gefüge aus Holz, PVC-Folie, Karton, Sperrholz und Klebeband. Wie ein Stück Beutekunst aus einer Zeit nach der Schlacht geben seine mit schneller Hand zusammengefügten Produktionen Raum für Imaginationen oder Erinnerungen.

»Störrische Momente und gewollte Unsorgfältigkeiten, Ansätze von Zerstörung und Lücken, Dekonstruktionen und schäbige Oberflächen sind Kennzeichen einer Wahrnehmung von Welt, die einen bewussten Gegenpol zur klaren Lesbarkeit einer realistisch geprägten Geschichtenerzählerkunst setzt.« (Nicole Büsing)

Tjorg Douglas Beers scharfe Überzeichnung gesellschaftlicher Verhältnisse stellt ganz bewusst eine Distanz her zwischen Betrachter und Objekt: So werden Krieg, Verletzung, Not und Vertreibung nicht zu Schockerlebnissen, sondern mäandern in einer grotesk erscheinenden Mischung aus Puppentheater und Mise-en-scène durch den White Cube – zusammengehalten nur von einer einzigen gedanklichen Klammer: anarchische Kreativität als Überlebensprinzip.
 

Foto: Uwe Niklas