Zur Ausstellung:
Markus Muntean und Adi Rosenblum (beide *1962) leben in Wien und arbeiten seit 1992 als Künstlerpaar Muntean/Rosenblum (M/R) zusammen. Sie verbindet die Passion der Malerei, ein »Grundbedürfnis«, wie sie es selbst beschreiben. Dabei ist es völlig unerheblich, wer dem Bild was hinzugefügt hat, es kommt ihnen nicht darauf an, eine individuelle Handschrift zu hinterlassen: im Gegenteil, sie arbeiten wie zwei Personen in einer, »vierhändig« (M/R) und in symbiotischer Verschränkung.
Kennzeichen ihrer Malerei ist die große Affinität zu Pathos, Geste, Inszenierung und des konstruierten Bildraums: Kompositionen von jungen Menschen in anonymen Kontexten, vor Baustellen, Betonwüsten und Fabrikschloten, aber auch vor lyrisch anmutender Landschaft. Diesen Settings geht, wie in einem Theaterstück, eine akribische Choreographie, ein kompositorischer Aufbau mit zumeist Tänzern und Schauspielern voraus; die so entstandene Inszenierung von Realität wird fotografiert und bildet die malerische Vorlage. Dabei konzentriert sich das Künstlerduo auf Darstellungsweisen, die in der Kunstgeschichte als tradierte Pathosformel gelten und der klassischen Ikonografie angehören. Manierierte Körperhaltungen, bestimmte Gesten und die Farbsymbolik sind der abendländischen Bildtradition entlehnt – wie bspw. Géricaults »Floß der Medusa« – und auf die Gegenwart angewandt.
Muntean/Rosenblum beschäftigen sich mit der figurativen Bildsprache und untersuchen in ihren Arbeiten die darin implizierten und tradierten Codes. »Uns interessieren diese Gegenüberstellung und der Gegensatz von Natürlichkeit und Künstlichkeit. (...) Was ist künstlich? Was bedeutet überhaupt Geste?«
Für die Ausstellung »The Truth Is Deep Inside« im Atelier- und Galeriehaus Defet haben Muntean/Rosenblum eine aufwändige Installation eingerichtet, die aus vier identischen Bürokuben und einer Projektion besteht. In jedem der vier Büros hängen zwei Bilder, die das nüchterne Design der Einrichtung deutlich kontrastieren. Einerseits wirken die Bürozellen wie abstrakte Skulpturen im Raum, andererseits handelt es sich um minimalistische Arbeitskuben, die an Jacques Tatis Film »Playtime« und die darin enthaltene Kritik an den Zwängen der Moderne denken lässt. Formen des Pathos sind auch hier instrumentalisiert: in der Suche nach Reinheit und Reduktion. Auf diese Weise dienen die Bürokuben quasi als Bühne für die Inszenierung der gemalten Tableaux Vivants.
Zur künstlerischen Arbeit des Künstlerduos gehören neben der malerischen Komponente auch Text und Klang. Charakteristisch sind daher für die Malereien und Zeichnungen von Muntean/Rosenblum Untertitel in Versalien auf weißem Grund. Wobei die vermeintlich tiefsinnigen Statements aus unterschiedlichen Quellen wie Zeitschriften, theologischen oder philosophischen Texten stammen. Bild und Text werden untrennbar miteinander verschränkt, was auch in den parallel entstehenden Filmen umgesetzt ist.
Film und Malerei sind innerhalb des Oeuvres von Muntean/Rosenblum eng verwandt. Während die Malerei wie ein Film-Still wirkt, haben die Filme keine schnellen Wechsel, sondern sehr lang anhaltende Bilder mit theatralischen Passagen.
Der Film in der Ausstellung ist eine künstlerische Komposition aus gesprochenem Text, bewegtem Bild und unterlegtem Gesang (häufig Barockmusik im Stil Henry Purcells), wobei die verschiedenen Ebenen eine eigentümlich getragene, weltschmerzhaltige Atmosphäre entwickeln und ein mehrdeutiges System offenlegen. »Die Malerei wird nie tot sein, man muss zu den Quellen gehen« (M/R).
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Freitag 14.00 bis 18.00 Uhr
Samstag 11.00 bis 15.00 Uhr