Iris Kettners lebensgroße figurative Skulpturen repräsentieren vertraut wirkende Figuren des urbanen Großstadtlebens, wobei der Eindruck der Vertrautheit bei genauerer Betrachtung schnell dem der Irritation weicht. Diese Irritation wird ausgelöst durch das Überschreiten von Verhaltenskonventionen und durch die verstörenden Körperhaltungen der Figuren. Häufig markieren sie Grenzsituationen, Brüche mit sozialen Normen oder wirken wie Vorboten oder das Ergebnis existentieller Katastrophen. Das Material dieser Skulpturen sind abgetragene Kleidungsstücke, mit Klebeband befestigt, um ein Holzgerüst gewickelt, bandagiert, genäht und geflickt.
2006 ließ Iris Kettner mehrere ihrer figürlichen Skulpturen in dem türkischen Fotostudio Foto in Berlin in Neukölln fotografieren, dessen Kundschaft hauptsächlich aus Hochzeitspaaren oder Eltern bestand, die dort ihre Kinder fotografieren ließen. Mit Hilfe eines Computerprogramms konnten sich die Portraitierten in prunkvoll-kitschige Kulissen kopieren lassen, die in einem deutlichen Gegensatz zur sozialen Realität des Berliner Stadtteils Neukölln standen.
Die figürlichen Skulpturen Iris Kettners wiederum scheinen äußerlich sehr wohl in diese Umgebung zu passen, stehen nun aber in scharfem Kontrast zum romantischen Ambiente der digitalen Fotocollagen. Das gilt auch für den Hunde-Menschen, der auf allen Vieren durch die Idylle tappt. Unheimlich ist er, weil er um so vieles realer wirkt als die heile Welt der künstlichen Parklandschaft um ihn herum.
Iris Kettner : »Hund auf grüner Wiese«
2006/2010 | Digital Print | 20 cm x 30 cm | gerahmt | Auflage: 5 + 2 e.a. | nummeriert und signiert | 200,- Euro (125,- Euro für Mitglieder des Instituts)