Seit Mitte der 1990er Jahre arbeitet Reynold Reynolds mit Super-8mm- und 16mm-Filmmaterial als künstlerisches Medium. In dieser Zeit hat der US-amerikanische Experimentalfilmer ein äußerst suggestives bildnerisches Vokabular entwickelt, mit dem er in immer neuen Variationen Transformationsprozesse wie Zerstörung oder Verfall thematisiert und visuelle Albträume evoziert, deren Sog sich der Betrachter so schnell nicht wieder entziehen kann.
Bei dem Lightjet-Print »Sitting Man« handelt es sich um ein Film-Still aus Reynolds Film »Burn« (2002), in dem ein sich langsam in einem Haus ausbreitendes Feuer nach und nach alles zerstört. Trotz der ihn umzingelnden Flammen liest der abgebildete Mann ungerührt in seiner Zeitung. Offenbar der Ausweglosigkeit seiner Lage bewusst, scheint er diese einfach zu ignorieren.
Die züngelnden Flammen in »Burn« könnten aber auch ein Sinnbild sein für globale Bedrohungen und Krisen, und der Zeitungsleser Stellvertreter für eine Menschheit, die so gefangen ist in ihrer täglichen Routine, dass sie weder merkt, wie die Welt um sie herum zusammenbricht, noch sich endlich aufrafft, etwas dagegen zu tun. Eine radikale Zustandsbeschreibung – auf den Punkt gebracht in einem radikalen Bild.
Reynold Reynolds | VERGRIFFEN : »Sitting Man«
2009 | Lightjet Print | 24,3 cm x 33 cm | Auflage: 8 Exemplare | nummeriert und signiert | VERGRIFFEN