Luzia Hürzeler : Aus dem Auge

studio im zumikon Großweidenmühlstraße 21, 90419 Nürnberg
Eröffnung: Donnerstag, 24. Februar 2011, 20.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 25. Februar 2011 bis 16. April 2011
Einführung: Prof. Dr. Priska Gisler, Hochschule der Künste Bern

Die in Genf lebende Video-Künstlerin Luzia Hürzeler (*1976) befasst sich mit dem Körper als Skulptur. Dafür hat sie eine Sprache entwickelt, die es ihr erlaubt, in meditativen und zugleich raffinierten Kompositionen alltägliche Phänomene in poetischer Weise erfahrbar und denkbar zu machen.

In der lebensgroßen Videoinstallation »Il nonno« beispielsweise sieht man einen in die Kamera blickenden Löwen, der eine Fotografie zu sein scheint. Plötzlich kommt ein zweiter Löwe ins Bild und zerbricht die Illusion des Standbildes. Es stellt sich heraus, dass nicht das Bild angehalten war, sondern der im Bild sichtbare Löwe ausgestopft ist. Der zweite Löwe, konfrontiert mit seinem ausgestopften »Großvater« (il nonno), wirkt verwirrt. Schließlich stellt er sich genau vor den ausgestopften Löwen und schaut ebenfalls in die Kamera, bevor er wieder aus dem Bild geht. Und das Ganze beginnt – als Loop – wieder von vorne.

Für die Präsentation ihrer Videos sucht Hürzeler häufig nach installativen, auch skulpturalen, den Raum und die körperliche Erscheinung betonenden Formen. Die filmischen Bilder wirken dabei ebenso körperhaft wie malerisch. Was jedoch alle Arbeiten verbindet ist die konsequente Beschäftigung mit der Zeit, mit Abläufen und Prozessen.

Mit dem bewegten Medium ihrer auffallend langsamen Videos, die immer in statischer Kameraeinstellung entstehen, schafft sie gleichsam Zeitskulpturen, tableaux vivant des 21. Jahrhunderts. Denn ihre Kunst verbindet das Flüchtige (der Projektion) mit dem Festen (der Skulptur und Installation), macht Tier und Mensch einmal zu Performern, ein andermal zu Skulpturen. Im Miteinander der Medien werden unterschiedliche Zeitauffassungen gemischt: Zeit als eine mögliche Form der Anschauung erfahrbar gemacht.

Luzia Hürzelers Arbeiten haben latent den Charakter einer wissenschaftlichen Versuchsanordnung. Sie experimentiert im Grenzbereich zwischen Illusion und Realität, um damit unsere Wahrnehmungen und Empfindungen zu sensibilisieren und zu erweitern. Die Betrachter werden aufgefordert, die Machart der Videos zu analysieren, und die Art, wie Wahrnehmung funktioniert, zu ergründen.

Zur Ausstellung liegt die Publikation
»Luzia Hürzeler: Aus dem Auge« vor.
Herausgeber: Kunstmuseum Solothurn, Hardcover, dt./engl.,
110 Seiten, Verlag für moderne Kunst Nürnberg, 22,– Euro.

Fotos: Uwe Niklas