In den Bildern und Zeichnungen der 1974 im rumänischen Sibiu geborenen Christina Chirulescu verbinden sich geometrische Formensprache, figurative Verweise und gestische Intuition auf ebenso selbstverständliche wie spannende Art und Weise.
Zwar bildet das geometrische Vokabular in Chirulescus Bildern eine lose Verbindung mit der Bildsprache der Konkreten Malerei, folgt jedoch niemals deren strenger Regelhaftigkeit, sondern manifestiert sich eher als ein freies Experimentieren mit Formen und Flächen, als der Versuch, eine bis zur Erstarrung durchdeklinierte Sprache wieder für Kommunikation brauchbar zu machen.
Den Resonanzraum für Chirulescus Revitalisierung »starrer« Formen bilden transparent aufgetragene Malgründe, in denen die Farbtöne aneinanderstoßen und ineinanderfließen, sich berühren und beatmen. Nichts an diesen Bildern wirkt final konstruiert und unveränderbar, alles ist im Fluss und vieles in Bewegung – scheinbar nur für einen Augenblick »angehalten« und zum Bild geronnen.
Doch der lockere Duktus dieser Bilder kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Künstlerin sehr bewusst vorgeht, was die Wahl und die Verwendung ihrer Mittel angeht: Die von Einfachheit und Klarheit geprägten Kompositionen Chirulescus sind nicht nur das Ergebnis von Instinkt und Intuition, sondern beruhen auch auf der präzisen Setzung von Farben, Formen, Verläufen und Kontrasten. Darüber hinaus bleiben die Phasen des Übermalens, des Wegwischens und des Korrigierens, die diese Bilder während ihrer Entstehung durchlaufen, als ein Protokoll individueller Wahrnehmungs- und Entscheidungsprozesse stets sichtbar.
Gleichzeitig finden sich in Chirulescus Malerei immer wieder gegenständliche Assoziationen, die sich jedoch nicht zu kohärenten erzählerischen Zusammenhängen verdichten, sondern stets ihre offene poetische Struktur behaupten. Der Spannungsbogen, so Eva von Platen, bewegt sich »zwischen einer formalen und einer inhaltlichen Vieldeutigkeit. (...) Zugleich kann man dieses leichte angenehme Hüpfen im Kopf spüren, das unterschiedliche Deutungen und Assoziationsräume eröffnet und in der Schwebe hält.«
Gefühl und Geometrie, Poesie und Strenge, Konzept und Zufall – Christina Chirulescus Malerei gibt diesen Ambivalenzen Raum und zeigen die Welt in ihrer ganzen Brüchigkeit und Schönheit.
Zur Ausstellung ist die Publikation »Christina Chirulescu«
erschienen, mit Texten von Ludwig Seyfarth und Eva von Platen
88 Seiten | deutsch/englisch | Verlag für moderne Kunst Nürnberg |
ISBN 978-3-86984-353-7 | Euro 18,– (während der Ausstellung)
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Freitag 14.00 bis 18.00 Uhr
Samstag 11.00 bis 15.00 Uhr
und nach tel. Vereinbarung