Sabina Baumann : Himmelhund

studio im zumikon Großweidenmühlstraße 21, 90419 Nürnberg
Eröffnung: Donnerstag, 5. Mai 2011, 20.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 6. Mai 2011 bis 2. Juli 2011
Einführung : Petra Weigle und Sabina Baumann

Die Zürcher Künstlerin Sabina Baumann (*1962) zählt zu den wichtigen Positionen ihrer Generation und hat über die letzten 20 Jahre ein beeindruckendes Werk entwickelt.

In ihren »unmonumentalen Installationen« (Yvonne Volkart) konfrontiert die Künstlerin unterschiedlichste Materialien wie Ton, Fundstücke oder Alltagsgegenstände, kombiniert verschiedene Medien wie Skulptur, Film und Zeichnung, verschmilzt differente Inhalte und lässt auf diese Weise suggestive mentale Landschaften entstehen.

Ausstellungsräume zu befragen und zu erforschen, sie zu verändern und zu verwandeln, um schließlich die vorgefundene Situation mit ihren Interventionen einer Umwertung zuzuführen, ist ein wesentlicher Bestandteil von Sabina Baumanns Werk: Großohrige Mickymäuse können ebenso die Szenerie beherrschen wie teichähnliche Gebilde, die sich auf dem Boden verteilen und den gesamten Raum dominieren. Der Betrachter sieht sich mit einer Art Bilderrätsel konfrontiert, einem Rebus-Kosmos, teils mit surrealistischen Anklängen, und ist eingeladen, an dessen Entzifferung mitzuwirken.

Unprätentiös führt Baumann Sujets aus den Bereichen Comic, Minimalismus und Konzeptkunst zusammen, nutzt die Technik des Sampling und etabliert eine Ästhetik der Brüche und Paradoxien, die es ihr ermöglicht, gesellschaftliche und individuelle Brüche aufzuzeigen. Dafür stehen auch die zahlreichen kollaborativ angelegten Projekte, Filme, Aktionen und thematischen Veranstaltungen im Kontext von Queer- und Prosex-Feminismus, die Sabina Baumann über die letzten Jahre hinweg beschäftigt haben.

Für ihre Ausstellung im studio des zumikon versammelt Sabina Baumann unter dem Titel »Himmelhund« (eine Reminiszenz an eine Band aus den 80er Jahren und Titel einer Zeichnung von 2011) verschiedene, zueinander in Beziehung stehende Arbeiten.

Bei der Wandinstallation »o. T.« arbeitet Baumann mit ungebranntem Ton direkt auf die Wand und stellt ihrer Referenz an »Acht rote Rechtecke« (1915) des russischen Konstruktivisten Malewitsch einen »Betrachter« in Form von tönernen Füßen in Lackschuhen gegenüber – eine wahre »Utopieruine« (Baumann). In ihre Zeichnungen aus der Serie »Portrait Landschaft Körper« integriert die Künstlerin »subjektive Allegorien« als Verständnisbrücken, die ein assoziatives Verstehen, eine Kommunikation jenseits der Sprache ermöglichen.

Als »subjektive Allegorie« könnte man auch die Arbeit »Solum«, ein Tonobjekt mit zwei Krawatten, bezeichnen. Hier nimmt Baumann das Thema »Label« aufs Korn und untersucht die Fragwürdigkeit dieser Art von Identitätssuche wie auch die Wirkungsmacht von Symbolen.

»Wirklichkeit mit dem ganzen Körper erspüren, statt mit dem analytischen Blick sezieren« (Matthias Vogel): in der »Wirklichkeit« ihrer Arbeiten zeichnet Sabina Baumann Normalität als Ausnahmezustand, lässt Undenkbares als denkbar erscheinen und erinnert uns daran, dass persönliche Strukturen wandelbar und gesellschaftliche Strukturen verhandelbar sind.

Fotos: Uwe Niklas