Die Medienkünstlerin Dagmar Varady arbeitet an der Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft und gehört damit zu einer Generation von Künstlern, die sich zunehmend in interdisziplinären Feldern bewegt. Mittels verschiedener Strategien und Techniken wie Film, Video, Fotografie, Computeranimation, Zeichnung und Installation reflektiert Varady den Begriff des »Bildes« und den Akt des Sehens. Ihre Arbeiten thematisieren die »Unschärfe, Unbestimmtheit und Unvorhersehbarkeit von Bildern« und laden den Betrachter dazu ein, ästhetische Wahrnehmungsprozesse als einen komplexen sinnstiftenden Prozess zu begreifen.
»Wolken sind ein Grenzphänomen. An ihnen beginnt und endet die Wissenschaft, beginnt und endet die Kunst, endet die Rationalität und beginnt das Irrationale ... Sie sind das ideale Objekt auf der Suche nach den Grenzverläufen unseres irdischen Wissen.« (Varady)
Seit 2007 steht Dagmar Varadys künstlerische Arbeit im Kontext des Projektes »Wolkenatlas«, das unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Institut für Troposphärenforschung in Leipzig entstanden ist. Der »Wolkenatlas« ist ein Recherche- und Forschungstool, das nach den Möglichkeiten und Grenzen der menschlichen Erkenntnis fragt.
Auch wenn sich Künstler und Wissenschaftler immer wieder Himmelsbeobachtungen und dem Phänomen der Wolkenbildung gewidmet haben, ist diese Naturerscheinung bis heute naturwissenschaftlich nicht vollständig zu beschreiben bzw. in mathematische Formeln zu fassen. An diesem Punkt setzt Dagmar Varady an: Für sie gehört gerade die Beschäftigung mit Themen jenseits des Rationalen und der mathematischen Logik zum Gegenstandsbereich der Kunst.
In ihrer Ausstellung »Wolkenbild (eine Annäherung)« im studio des zumikon präsentiert Dagmar Varady großformatige Wolkenzeichnungen, einen Leuchtkasten, den »Wolkensimulator« (Colorama) sowie das Video »Garjonay«.
Die 12 großformatigen Zeichnungen (»Red Drawings«) gehen auf eine Aufnahme zurück, die Varady bei einem Flug von Leipzig nach Wien am 27.9.2007 gemacht hat. Diese Aufnahme versucht die Künstlerin wieder und wieder in das Medium der Handzeichnung zu übertragen und sich dabei dem prozessualen und unbestimmbaren Charakter der Natur anzunähern. Eigentlich Unformulierbares bekommt auf diese Weise eine Form und manifestiert sich im Ästhetischen.
Der »Wolkensimulator« hingegen ist das Resultat der Übertragung eines Bildes aus dem Internet in die Dreidimensionalität eines technischen Bildes. Der Betrachter stößt auf eine Versuchsanordnung zur Erzeugung künstlicher Wolken, wobei die Wolke selbst nicht zu sehen ist.
Das Wettervideo »Garajonay« schließlich entstand auf La Gomera und zeigt die Wolkennebel eines subtropischen Regenwaldes. Varady dokumentiert mit diesem Video die »Entstehung des Wetters«, nämlich die Wolkenbildung an der Vegetationsgrenze auf ca. 1.500 Höhenmetern.
Dagmar Varady ist fasziniert von »Fragestellungen, in denen Wahrnehmungsmodelle oder Ausdrucksweisen der Kunst Bedeutung für wissenschaftliche Disziplinen (und umgekehrt) erlangen, bestehende Differenzen oder Grenzen durch gemeinsame Entscheidungen verkleinert und Werte neu verhandelt werden können« (D. Varady) – diese Faszination möchte sie mit ihren Arbeiten an den Betrachter weitergeben.
Zur Ausstellung erscheint die Edition »Brain« in zwei Varianten:
Variante 1: »Brain«, 2010, Art Fine Print, 30 x 30 cm (Auflage: 10 Ex., gerahmt), 250,– Euro.
Variante 2: »Brain«, 2010, Art Fine Print, 26 x 18,5 cm (Auflage: 10 Ex., mit Katalog »Redden«), 48,– Euro.
Es liegt der Katalog »Redden« vor, erschienen 2009 im Verlag für moderne Kunst Nürnberg, 12,– Euro.
Dagmar Varady : Wolkenbild [eine Annäherung]
studio im zumikon Großweidenmühlstraße 21, 90419 Nürnberg
Eröffnung: Donnerstag, 30. September 2010, 20.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 1. Oktober 2010 bis 12. November 2010